Verstärken Liberalisierung und Deregulierung die räumlichen Disparitäten zwischen Stadt und Land? Eine Fallstudie zum Südtiroler Einzelhandel im Kontext der Liberalisierungsgesetze ab 2012.
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AT
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Wien
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ger
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2521-3938
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Aufsatz aus Sammelwerk
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EDOC
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Zusammenfassung
Bis 2012 war der Einzelhandel in der norditalienischen Provinz Südtirol durch eine umfassende sektorale Regulierung und eine strikte Raumordnungspolitik beeinflusst. Hiermit wurde die aus anderen Ländern bekannte enorme Flächenexpansion von Handelsbetrieben, v.a. auf der so genannten Grünen Wiese, stark eingedämmt. Im Zuge der Euro-Krise ab 2010 wurde von der damaligen italienischen Regierung unter Mario Monti ein großes Reformpaket zur Liberalisierung und Deregulierung vieler wirtschaftlicher Bereiche, darunter auch der Einzelhandel, verabschiedet. Im Jahr 2012 hat die Provinz Südtirol die staatlichen Vorgaben in Form eines Liberalisierungsgesetzes umgesetzt, in dem zahlreiche Vorgaben, u.a. im Hinblick auf Verkaufsflächenbeschränkungen in Wohn- und Gewerbegebieten, aufgehoben wurden. Einige frühere Bestimmungen wurden 2016 zwar wieder eingeführt, jedoch stellt sich die Frage, wie sich diese Erosion der wettbewerbs- und raumordnungspolitischen Kompetenzen der Provinz Südtirol auf den Einzelhandel und seine Standorte ausgewirkt hat. In der beschriebenen Untersuchung wurde daher zunächst geprüft, wie sich der gesamte Einzelhandel in Südtirol vor und nach der Reform entwickelt hat. Im zweiten Schritt wurde auf der kleinräumigen Ebene der 116 Gemeinden analysiert, ob vorher bzw. nachher eine regionale Konvergenz oder Divergenz (d.h. Angleichung oder Verstärkung räumlicher Disparitäten) im Hinblick auf die Ausstattung mit Einzelhandel stattgefunden hat. Tatsächlich ist ab 2012 ein deutliches Verkaufsflächenwachstum in der Provinz nachweisbar. Auf der Gemeindeebene zeigt sich, dass zwar im Zeitraum von 2002 bis 2011 eine Angleichung der Unterschiede in der Angebotsausstattung stattfand, dieser Trend jedoch ab 2012 umgekehrt wurde: Seit der Liberalisierung des Einzelhandels sind die Ausstattungsniveaus der Gemeinden umso stärker gewachsen, je besser sie vorher schon versorgt waren. Die räumlichen Disparitäten der Ausstattungsgrade im Einzelhandel haben zugenommen. Die Ergebnisse stützen die wesentlichen Aussagen der Standorttheorien des Einzelhandels, die zunehmende Disparitäten in Systemen von Angebotsstandorten voraussagen.
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S. 503-514