Der subsidiäre Raum. Landschaftsersatz oder: Welchen Freiraum braucht die Stadt?

Kaltenbrunner, Robert
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
No Thumbnail Available

Date

2004

Journal Title

Journal ISSN

Volume Title

Publisher

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

item.page.orlis-pc

DE

item.page.orlis-pl

Bonn

item.page.language

item.page.issn

0303-2493

item.page.zdb

item.page.orlis-av

ZLB: 4-Zs 2548
BBR: Z 703
IFL: Z 0073
IRB: Z 885

item.page.type-orlis

Abstract

Freiraum wird zumeist mit Natur und Landschaft in Verbindung gesetzt. Damit verfängt sich in diesem Begriff jener Widerwille gegen die fortschreitende Technisierung und Funktionalisierung, der als Verlust einer vermeintlichen Natur, als deren Verdrängung durch eine industrielle Kultur erfahren wurde. Gewünscht wird der ungetrübte Naturgenuss. Man hat den Eindruck, dass die bewährten Kategorien von Parkarchitektur aus der vorindustriellen Zeit ebenso bemüht werden wie ein Naturverständnis, das einer Kulturlandschaft zu Beginn des vorigen Jahrhunderts entspricht. Unser Bild von Landschaft basiert im Grunde auf dem "unmittelbaren Erblicken" derselben von einem imaginären Aussichtspunkt. Kompatibel mit der Wirklichkeit ist das aber kaum. Denn die Nicht-Orte - und damit das Unbekannte, Unbeschreibliche - in Stadt und Landschaft nehmen in einem Maße überhand, dass selbst die Ethnologie, die ihren Blick zuvor auf die Terra incognita, auf fremde gefährdete Kulturen richtete, sich nun fasziniert der Untersuchung derfremden Orte in der eigenen Stadt zuwendet. So sieht beispielsweise Marc Auge Orte, die bisher durch den Begriff einer in der Einheit von, Zeit und Raum lokalisierten, eigenen Kultur geprägt waren, zunehmend der Beliebigkeit von Nicht-Orten ausgesetzt und überformt: Zu den Nicht-Orten gehören die für den beschleunigten Verkehr von Personen und Gütern erforderlichen Einrichtungen (Schnellstraßen, Autobahnkreuze, Flughäfen) ebenso wie die Verkehrsmittel selbst oder die großen Einkaufszentren oder die Durchgangslager, in denen man die Flüchtlinge kaserniert. Seine Aufzählung erweitert er um anonyme Krankenhäuser, um Hotelketten und Feriendörfer, um alles Bauen, das zunehmend der "Durchreise, dem Provisorischen und Ephemeren überantwortet" ist. Und weil dies den weitaus größten Teil unserer urbanen Umwelt ausmacht, ist ein konzeptionell neuer Umgang mit dem Freiraum notwendig. Gibt es doch eine Dialektik von Stadt und Landschaft, nach der die künftige Siedlungsentwicklung weder durch die These eines Gegensatzes von Stadt und Landschaft, noch durch die Antithese seiner völligen Aufhebung bestimmt wird. Vielmehr wird es darauf ankommen, die ganze Komplementarität von Siedlung und Freiraum, Stadt und Landschaft auf den verschiedenen räumlichen Maßstabsebenen von der Stadtregion bis in die Wohnquartiere wieder neu zu entdecken und in Wert zu setzen. Wenn es dafür eine unter heutigen Bedingungen realistische Strategie gibt, so wäre sie der Akupunktur vergleichbar. Ein chirurgischer Eingriff hier, ein autonomes Implantat dort, auf das jeweilige Umfeld ausstrahlend, allmählich sich vernetzend. difu

Description

Keywords

item.page.journal

Informationen zur Raumentwicklung

item.page.issue

Nr. 11/12

item.page.dc-source

item.page.pageinfo

S. 631-644

Citation

item.page.subject-ft

item.page.dc-subject

item.page.dc-relation-ispartofseries

Collections