Der sich im urbanen Raum bewegende Mensch. Bemerkungen zum pneumatischen Rhythmus der Stadt.

Hasse, Jürgen
Forum-Stadt-Verl.
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2021

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Forum-Stadt-Verl.

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DE

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Stuttgart

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2192-8924

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2601647-3

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ZLB: Kws 108 ZA 3397

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Abstract

Der Beitrag thematisiert die Stadt einerseits als einen architektonischen Raum, andererseits als eine mentale Welt, die unbegrenzt ist wie ein atmosphärischer Nebel. Die Rede ist dabei von einer doppelten Bewegungswelt der der körperlichen Fortbewegung von einem Ort zum anderen und einer leiblichen Bewegtheit. Was physisch an einer Stelle im Raum existiert, ist im atmosphärischen Raum in Beziehungsnetze verstrickt. Im gelebten Raum gibt es nicht hier die gebaute und dort die erlebte Stadt; als Lebenswelt ist die Stadt ein ganzheitliches Gebilde stofflich und ätherisch, objektiv und subjektiv, gegenständlich und immersiv, rational begreifbar und emotional ergreifend. Die Welt der Fortbewegung steht mit all ihren technischen Infrastrukturen wie Fahrstühlen, Bussen und Bahnen in einer unmittelbaren Beziehung zur Welt der Erregung, der affektiven Stimmungen, des Aufruhrs, der „Steigerung des Nervenlebens“. Der Postbote fährt mit seinem Elektromobil in zielgerichteter Eile von einem Briefkasten zum nächsten. Die Joggerin rennt samt High-Tech-Equipment an ihrem Körper der leiblichen Bewegung willen durch den Raum. Beide folgen einer je eigenen Gestimmtheit. Die sich in großen Menschenmassen dahinbewegenden Demonstrationen ziehen in allokativer Hinsicht zäh durch den Raum der Stadt. Zugleich sind sie in kollektiven Affekt-Ekstasen jedoch äußerst vital und hochdynamisch, und können sich in der politischen Erregung überaus schnell hochschaukeln. Die so grundverschiedenen Bewegungsmodi (des Postboten, der Joggerin und der demonstrierenden Menschenmasse) generieren als vitale Ströme des Urbanen je situationsspezifische Kartographien - eine der flottierenden Körper und eine der Affekte. Sobald die Menschen ihre eigene Bewegung im Raum der Stadt als mehrdimensionales Politikum begreifen, beginnen sie sich aus kulturindustriellen Zwängen zu befreien, um sich die Herrschaft über das eigene Selbst anzueignen. Indem Bewegung im Raum nicht nur den materiellen Körper betrifft, der mit Bus, Tram und U-Bahn transportiert werden kann, sondern auch den spürbaren Leib, reklamiert sich ein naturbezogen kritisches Denken: hinsichtlich der ersten Natur der Böden, des Klimas und der Wälder, aber auch des eigenen Selbst sowie der zweiten Natur der kulturellen und technischen Konstruktionen und kulturindustriellen Kolonisierung individueller wie gesellschaftlicher Wünsche, Bedürfnisse und sozial lenkender Normen. Bewegung erscheint vor diesem weiteren Horizont als menschlich existenzielle Daseinsäußerung. Die Bewusstmachung all ihrer Implikationen und Schattenzonen mündet schließlich - zumindest optional - in eine umfassende Revision aller Verhältnisse zur Welt.

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Forum Stadt : Vierteljahreszeitschrift für Stadtgeschichte, Stadtsoziologie, Denkmalpflege und Stadtentwicklung

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4

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345-360

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