Strukturveränderungen in der Krise. Langzeitarbeitslosigkeit, Grundeinkommen und Arbeitsmarkt.

Abstract

Seit dreißig Jahren nimmt der Bestand der Erwerbslosen in Deutschland treppenförmig zu und schwankt seit der Wiedervereinigung zwischen 4 und 4,5 Millionen, davon sind etwa zwei Drittel länger als 12 Monate erwerbslos. Mit der Einführung der Sozial- und Arbeitsmarktreform im Jahr 2005 sank die Erwerbslosigkeit und die offizielle Zahl der Langzeitarbeitslosen schrumpfte. Doch die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse erreichten nur das Krisenniveau von 1997. Durch die veränderte Struktur und Dynamik des Arbeitsmarktes infolge der Reformen sind nur etwa zwei Drittel der Stellenangebote sozialversicherungspflichtige Tätigkeiten. Die Summe der jährlich geleisteten Arbeitsstunden ist nur leicht gefallen, doch Vollzeiterwerbstätigkeit ist durch Teilzeitarbeit und vielfältige Formen geringfügiger Arbeit auf mehr Personen verteilt. So ist die Zunahme der Erwerbsquote auf etwa 40 von 82 Millionen Bundesbürgern zu erklären. Durch die veränderte Struktur der Erwerbsarbeit ist der harte Kern der Arbeitslosigkeit jedoch fester geworden. Vor diesem Hintergrund wird in dem Beitrag ausgeführt, wie begrenzt die neuen Arbeitsmarktinstrumente Wirkung gezeigt haben. Zwar wurde die Arbeit in Deutschland preisgünstiger und die Wettbewerbsbedingungen verbesserten sich, doch die Niedriglohnstrategie schadet der Produktivitätsentwicklung. Aufgrund der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise wird sich der negative Trend vermutlich fortsetzen. Die Stärkung der Sozial- und Bildungsinfrastruktur wird als ein Ausweg aus der Krise gesehen und außerdem wird die Kindergrundsicherung als eine Lösungsmöglichkeit definiert.