Das Großprojekt der kleinen Schritte. Stadterneuerung in Wien.

Abstract

Wie in vielen anderen Städten bewirkte das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 auch in Wien ein planungspolitisches Umdenken, das bald über den Schutz historisch oder architektonisch bedeutsamer Objekte und Ensembles hinausging: Die Erhaltung und Modernisierung der weitläufigen gründerzeitlichen und vorgründerzeitlichen Stadt wurde und wird nicht mehr als reaktionäres Konservieren, sondern als bedeutender Teil der Stadtentwicklung begriffen. Die Kommunalpolitik sichert den vor mehr als drei Jahrzehnten eingeschlagenen Weg vor allem auch durch entsprechende Subventionen. Inhaltlich und strategisch hingegen zeigt sich, dass nachhaltige Stadterneuerung immer wieder neu gedacht und neu gemacht werden muss. Stand in den 1980er und 1990er Jahren noch die Sanierung des immensen Bestands an gründerzeitlichen Wohnhäusern im Zentrum, so geht es heute vorwiegend um Verbesserungen im Wohnumfeld, teils um die Aufwertung ganzer Viertel. Auch die Rolle der Bevölkerung wandelte sich im Zuge dessen: Aus den Betroffenen der Planung werden zunehmend Akteure, die selbst zur Belebung ihres Quartiers beitragen.As in many other cities, the European Year of the Protection of Historic Buildings and Monuments 1975 brought about a reconsideration of planning policy also in Vienna, which soon went beyond the protection of historically or architecturally significant objects and ensembles: the maintenance and modernisation of the extensive city of the period of industrial expansion and before was and is no longer perceived as reactionary conservation but as a significant part of urban development. The municipal policy is securing the course which has been adopted especially through corresponding subsidies. In terms of content and strategically, however, it becomes clear that sustainable urban renewal must be reconsidered and remade again and again. While the rehabilitation of the immense stock of residential buildings from the period of industrial expansion was still in the focus in the 1980's and 1990's, improvements in the housing environment are predominantly the issue today, partly the revaluation of entire neighborhoods. The role of the population has also changed in this process: citizens affected by planning are increasingly turning into players who contribute to livening up their neighborhood.