Die Gartenstadtidee zwischen reaktionärer Ideologie und pragmatischer Umsetzung. Theodor Fritschs völkische Version der Gartenstadt.

Abstract

Bereits 1896 - zwei Jahre vor Ebenezer Howard, "Erfinder" der Gartenstadtidee, - hat Theodor Fritsch sein Buch "Die Stadt der Zukunft" veröffentlicht, und später in der zweiten Auflage mit dem Untertitel "Gartenstadt" versehen. Fritsch propagierte eine völkische Version der Gartenstadt. Mit antisemitischen Ressentiments und reaktionärer Ideologie durchsetzt, suchte er Siedlungskonzepte zur "Aufzucht einer neuen, blonden germanischen Rasse" umzusetzen. Der Band thematisiert zunächst die Biographie von Fritsch, den historisch-gesellschaftlichen Kontext seines Wirkens, die Anlage, Inhalte und Struktur seines Gartenstadtbuches, den großstadtfeindlichen Kontext, seine Vernetzung in den damaligen sozialen und politischen Bewegungen und die Implementierung seiner Ideen. Mit einem vergleichenden Blick auf die Vision von Howard und einem Ausblick auf die Folgen des Wirkens von Fritsch für die völkisch-antisemitische Propaganda in der Zeit des Nationalsozialismus endet der einführendeTeil. Der zweite Teil enthält Originaltexte von Theodor Fritsch im Reprint. Mit dieser Veröffentlichung wird die Gartenstadtidee - eines der populärsten Planungsmodelle der Moderne - bezogen auf ihre Urheber, Entstehungskontexte und Planungsmodelle in ein anderes Licht gerückt. Die in der Planungspraxis unreflektierte Rezeption derartiger Planungsmodelle unterstreicht den Stellenwert planungsgeschichtlicher Forschung sowie die Notwendigkeit, eine unvoreingenommene Neubewertung der Gartenstadtidee vorzunehmen. difu