Kultur der Normalität. Ästhetisch-kulturelle Praxis in Alltag und Lebensgeschichte eines Arbeiters, einer Sekretärin und einer Kunstamtsleiterin. Vergleichende Fallanalysen als Beitrag zur Grundlagenforschung für die Kultur- und Kunstpädagogik.

Abstract

Anhand empirisch-analytischer Fallstudien der ästhetischen Erfahrungswelt eines Arbeiters, einer Sekretärin und einer Kunstamtsleiterin (alle im West-Berliner Bezirk Kreuzberg) versucht der Autor unterschiedliche ästhetische Praktiken und Ausdrucksformen zu recherchieren.Ziel ist dabei die Feststellung von Entwicklungsstrukturen, Veränderungsspielräumen und Handlungsmöglichkeiten innerhalb der "Kultur der Normalität" im Alltag.Grundlage der Recherchen sind umfangreiche Gespräche mit den drei Personen über ihre Lebensgeschichte und ihr privates kulturelles Alltagsleben.Der Autor stellte u. a. eine auffällige Resistenz der Befragten gegen alle Arten von Vermittlungsversuchen "anderer" bzw."neuer" ästhetischer Wertmuster fest.Diesen Befund erklärt er sich damit, daß die entscheidenden Erwartungsmuster, Erlebnisdispositionen und Subjektstrukturen sich schon vor dem Spracherwerb des Individuums bilden und das ganze Leben über bedeutsam bleiben.Erst neben dieser Primärerfahrung entsteht aufgrund der sprachlichen Erfahrungsverarbeitung ein zweites intersubjektives System von Bedeutungsschemata, das einer argumentativen Interpretation zugänglich ist.Dieser Zusammenhang stellt den "Kulturvermittler" vor fast unlösbare pädagogische Probleme. wev/difu