Biokraftstoffpolitik in Deutschland. Zur diskursiven Konstruktion einer multiplen Problemlösung.

Abstract

Biokraftstoffe werden bereits seit den 1980er Jahren als eine potenzielle Lösung für eine Vielzahl von Problemen propagiert: von der Ölabhängigkeit über den Strukturwandel der Landwirtschaft bis hin zum Klimawandel. Vor dem Hintergrund des sprunghaften, teils widersprüchlichen Verlaufs der deutschen Biokraftstoffpolitik zeichnet der Autor die gesellschaftliche Konstruktion von Biokraftstoffen in den letzten dreißig Jahren sowie ihre Reflexion in politischen Entscheidungen diskursanalytisch nach. Er untersucht, wie Biokraftstoffe in Deutschland als politische Lösungsoption Geltung erlangen und behaupten konnten und wie dieser komplexe soziale Konstruktionsprozess vor dem Hintergrund der historisch spezifischen politisch-institutionellen und paradigmatischen Rahmenbedingungen verstanden werden kann.The author analyses the social embeddedness of renewable energy production and challenges tendencies in the existing literature to homogenize community energy projects. Energy production instead is analyzed as an outcome of complex situations within which dynamic negotiation processes unfold. By combining Theodore Schatzki s practice-theoretical approach with Adele Clarke s situational analysis the focus is shifted from practices as stabilized and routinized forms of human behavior onto their dynamic and negotiated character.