Elsner, KlausKönig, Andrej2010-11-262020-04-272022-11-292020-04-272022-11-2920101436-9850https://orlis.difu.de/handle/difu/271741Während der letzten 10 Jahre ist ein zunehmendes Forschungsinteresse für sexuelles Problemverhalten in der Kindheit zu verzeichnen. Parallel zur steigenden Anzahl der bei der Polizei angezeigten strafunmündigen Kinder bieten immer mehr stationäre und ambulante Einrichtungen spezifische Behandlungsangebote an. Bis heute liegen jedoch keine Erkenntnisse über die Effektivität dieser -spezifischen Behandlungsprogramme im deutschsprachigen Raum vor. Ziel der Untersuchung ist es, psychologische und soziale Faktoren, die mit sexuell übergriffigem Verhalten in der Kindheit (vor dem 14. Lebensjahr) assoziiert sind, zu beschreiben. Darüber hinaus soll die Effektivität von spezialisierten ambulanten und stationären Behandlungsprogrammen in Nordrhein-Westfalen für Jungen, die sexuell übergriffiges Verhalten gezeigt haben, evaluiert werden. Hierzu wurden Daten in 19 Einrichtungen erhoben: Insgesamt wurden 56 Jungen (SÜV), die sexuell übergriffiges Verhalten, und 39 Jungen (AÜV), die ausschließlich aggressiv übergriffiges Verhalten gezeigt haben, erfasst. Des Weiteren wurden Daten von 43 Schulkindern (KG) ohne besondere Verhaltensauffälligkeiten erhoben. Zur Beurteilung der Behandlungseffektivität kamen in der Gruppe der SÜVs verschiedene Fragebögen und testpsychologische Verfahren zu Beginn und nach Beendigung der Behandlung zur Anwendung. Die Behandlungsdauer für SÜVs und AÜVs betrug im Mittel etwa 1 ½ Jahre. Abbrecherquoten für SÜVs (36,8 %) und AÜVs (40,6 %) waren relativ hoch und unterschieden sich nicht signifikant. Im Vergleich zu AÜVs erlitten SÜVs signifikant mehr psychische, körperliche und sexuelle Gewalt in ihrer Entwicklung. "Sozialer Rückzug", "Ängstlich/Depressiv" und "Soziale Probleme" waren die Skalen des YSR/CBCL, die sexuell übergriffiges Verhalten retro- und prospektiv am besten vorhersagen konnten. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine ausschließliche Fokussierung auf sexuell übergriffige Verhaltensweisen nicht allen Bedürfnissen der Kinder gerecht wird. In einigen Fällen mag eine rein deliktorientiertetherapeutische Arbeit sogar kontraindiziert sein, da diese ein niedriges Selbstwertgefühl, Ängstlichkeit und depressive Symptome fördern kann.Evaluation der Behandlung sexuell übergriffiger strafunmündiger Jungen.ZeitschriftenaufsatzDR17740GesundheitswesenSozialverhaltenSozialpsychologieKindForschungsberichtTherapieJungeSexuelle GewaltEvaluation